Wir sind auf Kurs
Eine Botschaft von CEO Philipp Schulte-Noelle an die Ottobock Mitarbeiter als Reaktion auf den Artikel im Handelsblatt vom 3. Juni 2019.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
während wir uns in der vergangenen Woche über eine spannende und gut recherchierte Geschichte im Handelsblatt zum Thema „Künstliche Intelligenz“ freuen konnten, haben Redakteure der gleichen Zeitung, ebenfalls in der vergangenen Woche, Recherchen zu den Unternehmenszahlen der Otto Bock Holding GmbH & Co. KG (seit 18. April 2019 Näder Holding GmbH & Co. KG) angestellt. Das Ergebnis der Recherchen wurde im Handelsblatt vom 3. Juni 2019 veröffentlicht.
Leider sind die Darstellungen im Artikel zum Teil ungenau oder schlichtweg falsch. Ich möchte deshalb an dieser Stelle einige zentrale Punkte klären und Ihnen eine bessere Einordnung des Artikels ermöglichen.
Ein großes und erfolgreiches Unternehmen wie Ottobock und eine in der Öffentlichkeit stehende Person wie Prof. Näder ziehen unweigerlich Aufmerksamkeit und mediales Interesse auf sich. Im Idealfall erscheinen dann positive Artikel wie wir ihn in der vergangenen Woche im Handelsblatt lesen konnten. Manchmal – so wie in diesem Fall – holt es Kritiker auf den Plan. Das ist in den meisten Fällen nicht ungewöhnlich und müssen Unternehmen und Manager ertragen können. Allerdings haben Journalisten auch eine Sorgfaltspflicht in ihrer Recherche und wenn, trotz Transparenz seitens des Unternehmens, gravierende Fehler in der Berichterstattung auftauchen, dann müssen wir uns als Unternehmen dagegen wehren. Wir werden daher in Kontakt zum Handelsblatt treten und prüfen presserechtliche Schritte.
Ihnen möchte ich mit auf den Weg geben, dass Ottobock voll auf Kurs ist und sich in 2018 hervorragend entwickelt hat. Diesen gemeinsam eingeschlagenen Wachstumspfad werden wir auch weiterhin bestreiten und uns dabei auf das fokussieren, wofür wir stehen: Menschen zu mehr Mobilität und Lebensqualität zu verhelfen.
Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung hierbei und wünsche uns weiterhin viel Erfolg!
Ihr Philipp Schulte-Noelle
In der Online-Version des Artikels, der mittlerweile hinter einer Bezahlschranke des Verlags liegt, lautet die Überschrift: „Schuldenberg und Anteilsverkäufe: Die Lage des Prothesenherstellers Ottobock ist prekär / Der Prothesen-König Hans Georg Näder ließ zuletzt Positives über seinen Konzern verbreiten. Doch die Wirklichkeit sieht wenig glanzvoll aus.“
Die Headline ist schlichtweg falsch. Die Lage von Ottobock ist keinesfalls „prekär“. Im Gegenteil: 2018 konnten wir den Jahresumsatz um 6,7 Prozent auf 927 Millionen Euro steigern, auf Basis organischen, währungsbereinigten Wachstums gegenüber Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn vor Sondereffekten (Underlying EBITDA) stieg um 15,9 Prozent auf 174 Millionen Euro.
Im Artikel heißt es dann: „Dass es wie geplant ab 2020 zu einem Börsengang kommt, der 2017 schon einmal abgesagt wurde, erscheint aus heutiger Sicht illusorisch. Die Konzernzahlen für 2017 – neuere liegen bislang nicht öffentlich vor – zeugen von einem prekären Zustand, den allein der Verkauf von Unternehmensteilen mühsam übertünchte. So trennte sich der Konzern von einem Teil seines Kunststoffgeschäftes, und auch ein Fünftel der im Konzern dominierenden Healthcare-Sparte machte Näder zu Geld.“
Der Börsengang – und hier trennen die Journalisten des Handelsblatts die Gesellschaften nicht sauber voneinander – ist weiterhin eine mögliche und realistische Option der Ottobock SE & Co. KGaA. Von 2020 haben wir nicht gesprochen. Schon im Rahmen der Anteilsverkäufe an EQT im Jahr 2017 sagte Professor Hans Georg Näder, dass ein möglicher Börsengang eher später als früher eine Option sei. Wir bereiten das Unternehmen in Ruhe darauf vor, machen es börsenreif, und nehmen uns dafür die Zeit, die wir benötigen.
Die angesprochenen Konzernzahlen aus 2017 beziehen sich allerdings auf die Näder Holding GmbH & Co. KG. Diese strebte jedoch zu keiner Zeit einen Börsengang an. Und bei dem im Folgenden benannten Kunststoffgeschäft, handelte es sich um eine Tochterfirma der Holding. Deren Verkauf zahlt deshalb nicht auf die Ergebnisse der Medizintechniksparte ein und hat dementsprechend auch keinen Einfluss auf die Börsenfähigkeit des Unternehmens Ottobock. Der Verkauf erfolgte aus strategischen Gründen, vor dem Hintergrund der weiteren Konzentration unter den Automobilzulieferern. Im Fokus der Familie Näder steht die Medizintechnik.
Auch der Vergleich zwischen Exoskeletten amerikanischer Start-ups und unserem Paexo hinkt. Die Entwicklung eines rein mechanischen Exoskeletts wie es das Paexo darstellt, ist nicht vergleichbar mit einem Hilfsmittel, dass dank externer Energiezufuhr zu höheren Leistungen fähig ist als es der menschliche Körper wäre. Hier verfolgen wir und amerikanische Start-ups unterschiedliche Ziele. Die Sparte Industrials bleibt für uns ein wichtiges Wachstumsfeld. Gerade konnten Dr. Sönke Rössing und sein Team einen umkämpften, großen Auftrag als exklusiver Lieferant für Exoskelette für das Werk eines internationalen Automobilkonzerns in den USA gewinnen. Die Ausstattung weiterer Werke ist im Gespräch. Das Paexo Shoulder Assistenzsystem hat sich dabei erfolgreich gegen Mitbewerber amerikanischer Start-ups aus dem Silikon Valley durchgesetzt.