100 Jahre Mobilität für Menschen
Was 1919 mit der Gründung eines Start-ups durch Otto Bock begann, veränderte die gesamte Orthopädietechnik grundlegend.
Vom Start-up zum Weltmarktführer
1919 gründete Otto Bock in Berlin Kreuzberg die Orthopädische Industrie GmbH. Aus heutiger Sicht ein waschechtes Start-up. Mit der Einführung der Prothesenpassteil-Fertigung gelang es dem Unternehmen schnell und zuverlässig, die zahlreichen versehrten Menschen zu versorgen, die aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrten.
Aufgrund der politisch unruhigen Zeiten in Berlin siedelte Otto Bock die neue Firma noch im Gründungsjahr in seine Heimatstadt, Königsee in Thüringen, um. In den nächsten knapp 30 Jahren wächst die Belegschaft auf mehr als 600 MitarbeiterInnen.
Die innerdeutsche Teilung: Ende und Anfang zugleich
Aus strategischen Gründen beschloss die Familie in Zeiten der sowjetischen Besatzung möglichst nah zu Königsee, aber in der benachbarten britischen Zone, einen weiteren Standort aufzubauen. Von dort sollte durch den Tauschhandel von Material gegen Ware die weitere Belieferung der Kunden gesichert werden. Gründer der damaligen „Zweigstelle“ und dem heutigen Hauptsitz des Unternehmens war Dr. Max Näder. Der Schwiegersohn von Otto Bock baute den Standort in Duderstadt gemeinsam mit seiner Frau Maria Näder ab 1947 praktisch aus dem Nichts auf.
Enteignung des Standorts in Königsee
Nach dem vermutlich schwersten Schicksalsschlag in der Unternehmensgeschichte, der entschädigungslosen Enteignung des Standorts in Königsee, musste die Familie mit einer Gruppe engagierter MitarbeiterInnen auch die Produktion in Duderstadt von Null aufbauen.
Während des Kalten Krieges setzte sich die Familie für eine frühe Internationalisierung der Firma ein. Durch mehrere globale Standorte sicherte sie die Zukunft des Unternehmens ab. So gründete Dr. Max Näder 1958 die erste Ottobock Auslandsgesellschaft in Minneapolis, USA.
Bahnbrechende Techniken
Beginn einer jahrzehntelangen Partnerschaft
Vier Orthopädietechniker aus Australien boten bei den Paralympischen Sommerspielen in Seoul 1988 erstmals technische Unterstützung für die AthletInnen an. Hier wurde der Grundstein für das mehr als drei Jahrzehnte andauernde und heute unter dem Motto „Passion for Paralympics“ bekannte Engagement gelegt. Seitdem begleitet und unterstützt Ottobock die Paralympischen Sommer- und Winterspiele mit einem technischen Service.
Ein Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte
Ein weiterer Wendepunkt in der Ottobock Geschichte war der Mauerfall. Er ermöglichte den Rückkauf des Produktionsstandorts in Königsee. Dort werden heute hochmoderne Rollstühle gefertigt. Auch das internationale Wachstum der Firmengruppe konnte global weiter vorangetrieben werden.
Zukunftsgerichtete Dynamik im Unternehmen
1990 übertrug Dr. Max Näder die Geschäftsführung seinem Sohn, Professor Hans Georg Näder. Der Entrepreneur baute das globale Netzwerk dynamisch aus, forcierte Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Vertrieb. 2005 erhielt er eine Honorarprofessur an der Privaten Fachhochschule Göttingen.