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Invisible Class: Unsichtbare Grenzen für über 1,3 Mrd. Reisende

Ottobock macht mit neuer Kampagne auf Barrieren aufmerksam und zeigt, wie selbstbestimmtes Reisen für Menschen mit Behinderung gelingen kann.

 Invisible Class Campaign photo Ayleen Walter

Mitwoch, 3. September 2025

„Früher war Reisen für mich oft spontan – einfach losfahren, vor Ort entscheiden, wohin es geht. Heute bedeutet es für mich: minutiöse Planung und was Plan B und C wären, falls etwas nicht funktioniert“, sagt Ayleen Walter aus Marburg. Sie ist Model, Speakerin und Rollstuhlnutzerin. Ayleen pendelt regelmäßig zwischen ihrer Heimatstadt und Berlin. „Für mich gibt es kein ‚Reisen mit leichtem Gepäck‘. Ich habe immer meine Hilfsmittel dabei, auf die ich nicht verzichten kann.“

Was Ayleen beschreibt, ist für viele Menschen mit Behinderung Alltag. Reisen braucht Planung bei gleichzeitiger Flexibilität und Improvisationstalent. Denn wer auf Hilfsmittel oder Barrierefreiheit angewiesen ist, stößt unterwegs oft auf Hindernisse, die andere gar nicht wahrnehmen: mehr Bürokratie bei Reiseanmeldungen, unzugängliche Unterkünfte oder fehlende Hilfsmittel nach einem Flug.

Eine neue europaweite Umfrage bestätigt Ayleens Erfahrung: 84 % der Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben beim Reisen bereits negative Erfahrungen gemacht [I]. In den USA sind es sogar 96 % [II]. Um diese Barrieren sichtbar zu machen und gleichzeitig Lösungswege aufzuzeigen, startet Ottobock im September 2025 die internationale Kampagne „Invisible Class“.

Die unsichtbare Reiseklasse

„Der Begriff steht symbolisch für eine Reiseklasse, die 1,3 Milliarden Menschen mit Behinderungen [III] ,buchen‘ - ob sie es wollen oder nicht. Ihre Reisen werden unnötig erschwert: durch verlorene oder beschädigte Rollstühle an Flughäfen, unzugängliche Verkehrsmittel und Unterkünfte – und auch durch die Unsicherheit und Unwissenheit von Mitarbeitenden und Mitreisenden, die oft nicht wissen, wie sie angemessen helfen oder reagieren sollen“, erklärt Martin Böhm,Chief Experience Officer bei Ottobock. „Mit ‚Invisible Class‘ erzählen wir die Geschichte von der medienstarken ‚Unofficial Discipline‘ weiter: Indem wir unsere globale Reichweite nutzen und eine Plattform schaffen für einen gesellschaftlichen Dialog, regen wir zu einem Umdenken an gegenüber struktureller Barrieren.“

Starke Stimmen sichtbar mitten in Berlin und im Web

Im Berliner Stadtbild macht Ottobock das Thema „Reisen mit Hindernissen“ sichtbar: Das MedTech-Unternehmen bespielt 84 digitale Werbeflächen an stark frequentierten Bahnhöfen und verteilt mehr als 4.000 Poster stadtweit. Motive mit Slogans wie „From: Wanderlust – To: Wanderlost“ oder „From: All inclusive – To: You’re excluded” und einem QR-Code laden dazu ein, mehr über die Invisible Class zu erfahren. Auch in Göttingen sind die Motive zu sehen.

Online läuft die Kampagne in über 15 Ländern auf Google, Instagram, Facebook und TikTok. 50 globale Ottobock MarkenbotschafterInnen und InfluencerInnen teilen unter #InvisibleClass ihre persönlichen Erfahrungen zu Herausforderungen, geben Reisetipps und laden in den sozialen Kanälen zum Austausch ein.

Von Barrieren zu Lösungen: Tipps, Hacks und Community-Wissen

Mit Invisible Class will Ottobock nicht nur auf Missstände hinweisen, sondern auch darauf, wie viel heute bereits möglich ist, wenn Wissen geteilt, Strukturen hinterfragt und Erfahrungen sichtbar gemacht werden.

Invisible Class verfolgt dabei bewusst einen konstruktiven Ansatz. Neben der Darstellung von Hürden liegt der Fokus auf Lösungen und Alltagshilfen, angereichert mit Erfahrungsberichten, Interviews, Reisehacks und Empfehlungen für barrierefreie Orte – von Menschen mit Behinderungen selbst. Damit spielt die Community selbst eine entscheidende Rolle: Indem sie bekannte barrierefreie Orte, Sehenswürdigkeiten und Dienstleistungen teilen, helfen sie anderen Betroffenen, ihre Reisen besser zu planen.

Die Inhalte stellt Ottobock gesammelt auf einem digitalen Kampagnen-Hub bereit unter ottobock.com/de-de/invisible-class.

Die Stimmen hinter der Kampagne

Martin Böhm sagt: „Mit Invisible Class wollen wir aufzeigen, dass Mobilität sehr unterschiedlich erlebt wird – und wie wichtig es ist, Barrieren zu erkennen, um sie gezielt abzubauen. Indem wir mit unseren Anwenderinnen und Anwendern weltweit und zeitgleich Aufmerksamkeit erzeugen, regen wir gemeinsam zu einer Veränderung für eine barrierefreie Zukunft an.“

Drei dieser Stimmen stehen im Mittelpunkt der Kampagne mit ihren bewegenden Lebensgeschichten:

  • Ayleen Walter (Deutschland) ist durch eine chronische Wirbelsäulenerkrankung an beiden Beinen querschnittsgelähmt. Als Model und Speakerin setzt sie sich für mehr Sichtbarkeit und das Empowerment von Menschen mit Behinderung ein.
    „Früher war Reisen für mich oft spontan – einfach losfahren, vor Ort entscheiden, wohin es geht. Heute bedeutet es für mich minutiöse Planung. Aber es ist nicht unmöglich: mit viel Vorbereitung, eine Portion Mut und das Vertrauen darauf, dass man immer irgendeine Lösung finden wird.“
    (Instagram 22k Follower)

  • Davide Morana (Italien) ist ein Para-Leichtathlet und u. a. italienischer Meister 2022 im 100 Meter und 200 Meter Sprint. Ihm mussten aufgrund einer Meningitis-Erkrankung mit 24 Jahren beide Beine und Arme amputiert werden.
    „Mit einer Prothese durch die Flughafenkontrolle zu gehen, kann sich schnell wie ein Sicherheitsrisiko fühlen und nicht wie ein Reisender. Man gewöhnt sich zwar an die zusätzlichen Kontrollen, aber es fühlt sich weiterhin unangenehm an, angestarrt oder ausgesondert zu werden.“
    (Instagram 422k Follower)

  • Zainab Al-Eqabi (Vereinigte Arabische Emirate) verlor mit sieben Jahren ihr linkes Bein durch die Detonation einer Bombe. Heute engagiert sie sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen – als Fernsehmoderatorin, Influencerin und Model.
    „Das erste Mal, dass ich an einer Sicherheitskontrolle gezwungen wurde, meine Prothese abzunehmen, habe ich sehr geweint. Meine Prothese ist mein Bein. Ein Teil von mir. Ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wertvolles von meinem Körper abgenommen und dann vor allen anderen Passagieren durch den Scanner geschoben werden.“
    (Instagram 1,7 Mio. Follower)

Ansprechpartnerinnen

Nadine Winter, Duale Studentin Unternehmenskommunikation
Public Relations Managerin

Nadine Winter

Anna Sophia Heinrich
Public Relations Managerin

Anna Sophia Heinrich